The shame goes on – Bundesregierung boykottiert zivile Evakuierungsaktion in Afghanistan

Nachdem sich die Bundesregierung nicht ansatzweise so intensiv für die Evakuierung von Menschen aus Afghanistan eingesetzt hat, wie es ihr möglich gewesen wäre, setzte sie in den vergangenen Tagen noch einen obendrauf und blockierte die Evakuierung von 180 Menschen, die ein Zusammenschluss von nicht staatlicher Organisationen organisiert hatte.

Viele NGOs und Vereine hatten sich unter dem Titel „Kabulluftbrücke“ zusammengetan, um ein Flugzeug zu chartern und zusätzlich zu den (enttäuschenden) Evakuierungsaktionen der Bundesregierung Menschen in Sicherheit zu bringen. Dafür wurden Spenden gesammelt, um die Evakuierung finanzieren zu können und gleichzeitig mussten bürokratische Vorgaben erfüllt und organisiert werden. Es wurden Listen erstellt und durch das Auswärtige Amt abgesegnet. Das Flugzeug stand bereit, der Evakuierung stand eigentlich nichts mehr im Weg.

Eigentlich… denn „Während öffentlich behauptet wurde, sich für die schnellstmögliche Evakuierung von Gefährdeten einzusetzen, während sich Heiko Maas persönlich dafür einsetzte, dass unser Flug stattfinden kann und wir ein NATO-Rufzeichen durch die Bundeswehr erhielten, erlebten wir in der Praxis eine bürokratische und politische Verhinderungstaktik.“ – so berichtete die Initiative in ihrem Bericht vom 29.08.2021.

Die geplante Evakuierung, inklusive sicherem Geleit zum Flughafen, scheiterte laut Angaben der Initiative daran, dass die Regierung sich weigerte eine E-Mail zu schreiben, um den Transport freizugeben.

Wir dachten nicht, dass es möglich ist, sich noch mehr für die (Nicht-) Handlungen der Bundesregierung zu schämen, doch sie haben uns eines Besseren belehrt.

Im Moment zählt eigentlich jede Minute, Menschen so schnell wie möglich aus Afghanistan zu evakuieren. Die Lage wird von Tag zu Tag gefährlicher. Dass die Bundesregierung nun eine von der Zivilgesellschaft organisierte Rettungsaktion sabotiert, lässt fassungslos zurück. Oder vielmehr erhärtet sich der Verdacht, dass die Regierung – genauso wie sie der zivilen Seenotrettung Steine in den Weg legt, wo es nur geht – eigentlich gar nicht evakuieren will. Während die Politik in der öffentlichen Berichterstattung noch den humanitären Schein wahrt, scheint ihr in der Praxis die Rettung von Menschen aus Afghanistan (scheiß) egal zu sein.

Das zeigt uns nur erneut, dass wir laut bleiben müssen. Nutzen wir unsere Verzweiflung, unsere Enttäuschung und unsere Wut und verwandeln wir sie gemeinsam in Energie. Wir dürfen nicht aufgeben. Wir dürfen nicht resignieren. Wir dürfen die Menschen in Afghanistan nicht im Stich lassen!

Doch die Aktionen waren nicht völlig erfolglos. Durch den Flug konnten immerhin 18 Menschen evakuiert werden. Außerdem hat der Zusammenschluss in der Nacht vom 28. auf den 29. August 189 Menschen in Bussen mit amerikanischer Unterstützung über zahlreiche Check-Points in den Kabuler Flughafen bringen können. Von dort wurden sie mit einer Militärmaschine der USA ausgeflogen und warten derzeit in Doha und Riad auf die Weiterreise.

Wir freuen uns, dass wir mit den 200 Euro, die wir als Spenden auf der Demonstration am 21.08. in Aschaffenburg gesammelt haben, dabei unterstützen können, dass solche Projekte Menschenleben retten und wir fordern die Bundesregierung auf, ihnen wenigstens in ihrem Engagement nicht im Weg zu stehen.

Mehr Informationen zu den zivilen Evakuierungsaktionen und Möglichkeiten, diese zu unterstützen findet ihr unter https://www.kabulluftbruecke.de