Am vergangen Mittwoch (06.05.2021) war ein Artikel im MainEcho erschienen, der über den Corona-Ausbruch in der Aschaffenburg Gemeinschaftsunterkunft in der Würzburger Straße berichtete. Thematisiert wurde darin unter anderem ein erhöhtes Infektionsrisiko für Migranten aufgrund prekärer Lebens- und Arbeitssituationen sowie eine eine vermeintlich geringere Bereitschaft sich impfen zu lassen. Mit Blick auf den Coronaausbruch in der GU geht der Bericht für die Seebrücke Aschaffenburg am eigentlichen Problem vorbei. Wir veröffentlichen eine Stellungnahme der Gruppe:
26 Menschen haben sich (Stand des MainEcho Artikels) in der Aschaffenburger Gemeinschaftsunterkunft mit dem Corona-Virus infiziert. Dass dieser Ausbruch nur eine Frage der Zeit war und damit keine Überraschung ist, sollte klar sein. Eine Erklärung dafür liefert der Artikel übrigens mit: Beengte Wohnverhältnisse in Mehrbettzimmern sowie Gemeinschaftsbäder und -küchen. Diese Verhältnisse eignen sich – wie der Pressesprecher der Bezirksregierung Untefranken selbst festgestellt hat – nicht für die Isolation und medizinische Betreuung der Erkrankten. Dass aber die Unterbringung von Menschen in einer Sammelunterkunft während einer Pandemie grundsätzlich alles andere als geeignet ist – vielmehr hier ganz bewusst Menschen gefährdet werden – scheint kein Thema zu sein.
Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten, Geflüchtete vor einer Ansteckung zu schützen, beispielsweise durch eine Unterbringung in dezentralen Unterkünften oder leerstehenden Hotels, wie es der bayerische Flüchtlingsrat und die Seebrücke Aschaffenburg (siehe dazu hier) bereits seit letztem Jahr fordert. Reagiert wurde bislang nicht.
Eigentlich müsste der Regierung von Unterfranken und der Stadtverwaltung Aschaffenburg sehr wohl bewusst sein, dass man die Geflüchteten in Sammelunterkünften einem sehr hohen Infektionsrisiko aussetzt. Oberbürgermeister Herzing stellt mit Blick auf die hohen Infektionszahlen in Aschaffenburg im Artikel selbst fest, dass „einfach immer noch zu viele Leute zu engen Kontakt“ hätten. Abstand halten ist in einer Sammelunterkunft aber schlichtweg nicht möglich. Bevor man sich jetzt mit warmherzigen Floskeln und halbherzigen Maßnahmen herausredet, könnten sie auch einfach zugeben, dass ihnen Maßnahmen für den Schutz von Geflüchteten organisatorisch und finanziell zu aufwändig sind. Das wäre zumindest ehrlich.
Für die Menschen in den Sammelunterkünften braucht es jetzt schnellstmöglich ein Impfkonzept. Damit einhergehen muss eine Einzelberatung und Aufklärung in den jeweiligen Muttersprachen. Aussagen wie von Oberbürgermeister Herzing, dass er zwar noch keine gesicherten Erkenntnisse, nur erste Rückmeldung von mangelnder Impfbereitschaft habe, sind wenig konstruktiv, denn sie bieten Spielraum für Interpretationen und befeuert Vorurteile und Rassismus. Im übrigen wollen sich nach unseren Rückmeldungen viele der Geflüchteten in der GU impfen lassen und haben deswegen schon ihre /ihren HausärztIn kontaktiert.
Bleibt noch zusagen, dass wir den erkrankten Geflüchteten eine rasche Genesung wünschen und hoffen, dass der Krankheitsverlauf nicht schwerwiegend ist.
Was nicht oft genug gesagt werden kann:
LEAVE NO ONE BEHIND!