Bleiberecht für Fahim

Am 2.6. wurde der 23-Jährige von der Polizei morgens um 6 Uhr aus seiner Wohnung in Aschaffenburg abgeholt. Daraufhin wurde er fast eine Woche in Abschiebhaft in München festgehalten und anschließend am 8.6. nach Afghanistan abgeschoben. Fahim lebte seit August 2015 in Aschaffenburg. Er hat keine Freund*innen oder Verwandten in Afghanistan. Seine Familie lebt seit seiner Kindheit im Iran. Doch auch dorthin kann er aufgrund der lebensbedrohlichen Grenzkontrollen nicht gehen. Sein neues Zuhause war Aschaffenburg. Doch der Folgeantrag durch seinen Anwalt wurde vom BAMF und vom Verwaltungsgericht abgelehnt. Es bestehe laut ihrer Ablehnung „keine Gefahr für Leib und Leben“ für ihn. Diese Begründung ist aus unserer Sicht mehr als zynisch, betrachtet man die vielen Anschläge und Toten in dem seit Jahrzehnten von Terror und Armut gebeutelten Land.

News aus Kabul:

01.08.2021

Fahim ist Freitagabend im Iran gelandet und seit Samstagmorgen endlich bei seiner Familie.

25.07.2021

Seit gestern ist in dem Gebiet von Kabul, in dem Fahim „wohnt“ wieder Stromausfall. In den letzten Tagen war es besser gewesen und sie hatten meistens Strom.

Heute war er beim Konsulat und hat offiziell das Visuum in den Iran beantragt. Dort waren viele Menschen. Alle haben Angst vor dem Vormarsch der Taliban und versuchen irgendwie wegzukommen.

Wenn alles gut geht, kann er am Donnerstag bei seiner Familie sein. Zweimal pro Woche gehen Flüge von Kabul nach Teheran.

06.07.2021

Weitere 250€ werden für das Visuum überwiesen.

05.07.2021

Fahim hat Chancen auf ein Visuum und bittet uns erneut um finanzielle Unterstützung. Ob es klappt steht in den Sternen. Fahim sagt es gäbe aufgrund der hohen Armut viele „Gauner“ in Afghanistan.

27.06.2021

Wir überweisen Fahim 150 Euro, wovon nach Abzügen 125€ bei ihm ankommen. Einen Teil davon gibt er der Familie, bei der er wohnt. Außerdem kauft er sich endlich eine Handykarte, damit er auch selbst Internet hat und nicht immer auf andere angewiesen ist.

24.06.2021

Fahim hat kein Geld mehr und kann der Familie auch nicht länger auf der Tasche liegen ohne etwas beizusteuern. Nachdem wir ihm mehrfach angeboten haben ihn finanziell zu unterstützen, nimmt er das Angebot jetzt an. Wir versuchen gemeinsam herauszufinden, welche Möglichkeiten es dafür gibt. Er versucht außerdem weiterhin ein Visuum in den Iran zu erhalten.

23.06.2021

Die Taliban hat mittlerweile mehrere Städte angegriffen/erobert und rückt immer näher an die Stadt heran, weswegen Fahim weiterhin erstmal in Kabul festsitzt. Seit 3 Tagen gibt es weder Strom noch Wasser, da die Taliban Stromversorgungsnetze gesprengt haben. Es hat heute fast 40° in Kabul.

15.06.2021

Fahim kommt bei Bekannten von den Eltern unter, da er nicht länger in dem Hostel bleiben kann. Dort wohnt er mit der 6-köpfigen Familie in einem Zimmer. Diese wollen ihm gerne helfen, kommen jedoch selbst kaum über die Runden. Es ist also keine dauerhafte Bleibe, sondern eher eine Übergangslösung.

10.06.2021

Fahim war bei der Botschaft, doch diese war bereits geschlossen. Er wollte dort nachfragen, welche Hilfen er erhalten kann. Am liebsten würde er zurück nach Deutschland kommen oder zu seiner Familie in den Iran. Doch beides erscheint unmöglich. In Afghanistan hat er niemanden zu dem er gehen kann. In der Unterkunft kann er laut der afghanischen Beamten nur noch wenige Tage bleiben.

09.06.2021

Fahim meldet sich aus Kabul. Er wurde für 4 Tage in einer Unterkunft untergebracht. Er hat Angst. Wie es weitergehen soll, weiß er nicht. Alles ist laut und unbekannt. Er beschreibt die extreme Armut vor Ort und die Gefahr. Sein Handy lässt er in der Unterkunft, wenn er das Haus verlässt.

08.06.2021
Fahim wird von München nach Leipzig gebracht und von dort nach Kabul abgeschoben. Der Kontakt zu ihm bricht ab 19 Uhr ab.

07.06.2021

Der Folgeantrag wird auf allen Ebenen abgelehnt.

Wir machen eine Eil-Kundgebung an der City Galerie und fordern Bleiberecht für Fahim.

04.06.2021

Fahims Anwalt stellt einen Folgeantrafg beim BAMF.

02.06.2021

Fahim wird um 6 Uhr morgens von der Polizei aus seiner Wohnung abgeholt. Er muss ins Gericht und anschließend wird er nach München in Abschiebehaft gebracht.

Unterstützung durch Spende:

Helft uns dabei Fahim finanziell zu unterstützen. Neben den Kosten zum Leben und für das Visuum stehen außerdem noch Anwaltskosten von 1000€ aus, die wir nach und nach abstottern wollen.

Spenden könnt ihr hier: https://www.ki-ab.de/2021/06/14/spendenaufruf-wegen-abschiebungen-nach-afghanistan/

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Wir verurteilen Abschiebungen nach Afghanistan auf das Schärfste. Seit längerem stehen diese wieder intensiv in der Kritik, da sich herausgestellt hat, dass ein großer Teil der Abschiebungen rechtlich auf Fehlentscheidungen des BAMFs beruhten. Die kürzlich veröffentlichte Studie von Friederike Stahlmann zeigt, dass es immer mehr Gründe gibt, die Richtigkeit der bisherigen Ablehnungs- und Abschiebungsentscheidungen anzuzweifeln und beim BAMF Folgeanträge zu stellen. Afghanistan ist und bleibt aus unserer Sicht, kein sicheres Herkunftsland.

Bereits 2017 sprach sich eine breite Mehrheit des Aschaffenburger Stadtrats gegen Abschiebungen nach Afghanistan aus. Als Resultat aus diesem Beschluss fordern wir den Stadtrat dazu auf, alles in seiner Macht stehende zu tun, um die Abschiebung von Fahim abzuwenden. Dies gilt auch für alle weiteren potentiellen Abschiebungen aus Aschaffenburg nach Afghanistan.
Falls es nicht mehr möglich ist, die Abschiebung zu verhindern, muss der Stadtrat sich aus unserer Sicht zumindest dafür einsetzen, dass Fahim in Afghanistan die Möglichkeit erhält finanzielle Unterstützung und eine Unterkunft zu bekommen.