Achtung! Die Mahnwache findet nicht mehr statt!
Zwölf Wochen lang veranstaltete die Seebrücke/SolidarityCity Aschaffenburg gemeinsam mit dem Afghanischen Kulturverein Aschaffenburg eine Mahnwache für Afghanistan in der Fußgängerzone. Jeden Mittwoch versammelten sich um 18:00 Uhr in der Herstallstraße vor dem dm bis zu 25 Leute, die ihre Solidarität mit den Menschen in Afghanistan zeigten.
Mit Transparenten, Schildern und Kerzen machten wir Woche für Woche auf die unerträgliche Situation aufmerksam und mahnten an: Die Menschen in Afghanistan dürfen nach der Machtübernahme der Taliban und dem Abzug der westlichen Mächte nicht vergessen werden! Über Mikro oder Megafon verlasen wir aktuelle Berichte zur Situation, Texte von Online-Petitionen, einen offenen Brief einer internationalen Organisation an die UN und selbstgeschriebene Texte oder Gedichte, wiesen auf Organisationen hin, die Spenden annehmen für die notleidende Bevölkerung von
Afghanistan, und appellierten an die Regierungen der Welt:
Evakuiert weiterhin Menschen, die durch die Taliban-Herrschaft in Lebensgefahr geraten sind! Macht eure gegebenen Versprechen wahr! Lasst der Bevölkerung die notwendige Hilfe zukommen, um sie vor dem Hunger- oder Kältetod in der zur Zeit herrschenden katastrophalen wirtschaftlichen Situation zu bewahren!
Wir erhielten viel Zuspruch von Passant*innen, und immer wieder gesellte sich jemand spontan dazu. Am vergangenen Mittwoch fand die letzte Mahnwache statt. Vielen Dank an alle, die unsere Aktion unterstützt haben!
Die Mahnwache war uns wichtig, da das Thema Afghanistan durch die Wahlen bereits relativ schnell wieder aus der medialen Aufmerksamkeit verschwunden ist, so wie es leider häufig mit unangenehmen Themen ist. Doch wir wollen unseren Fokus jetzt auch wieder auf andere Aktionsformen und Themen legen. Afghanistan wird dabei weiterhin eine wichtige Rolle spielen.
Ihr wollt helfen und wisst nicht wie?
Unten haben wir einige Organisationen aufgeführt, die Spenden für die afghanische Bevölkerung sammeln. Ansonsten könnt ihr gerne zu unseren offenen Treffen jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat dazustoßen. Aber schreibt uns vorher an. Aktuell treffen wir uns ab und zu auch online.
Hier könnt ihr spenden!
Mittlerweile hungern dreiviertel der afghanischen Bevölkerung! Viele Menschen, die vor den Kämpfen in kaum bewohnte Gebiete geflüchtet sind, sind zusätzlich durch den Kältetod bedroht. Sie haben sich oft notdürftig einen Unterschlupf in Erdhöhlen gegraben, die kaum Schutz vor der Witterung bieten, und die Temperaturen sinken in Afghanistan teilweise auf zweistellige Minusgrade.
Hier findet ihr Organisationen, die aktuell Nothilfe-Spenden entgegennehmen:
– UNICEF: https://www.unicef.de/informieren/projekte/asien-4300/afghanistan-19424
– UNO-Flüchtlingshilfe: https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/hilfe-weltweit/afghanistan
– Welthungerhilfe: https://www.welthungerhilfe.de/spenden-afghanistan/
– Auf der Internetseite des ZDF findet man verschiedene Organisationen, die Spendenkonten konkret für Afghanistan eingerichtet haben (u.a. auch ein
Zusammenschluss von Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz, UNICEF und Diakonie Katastrophenhilfe zu einem „ Aktionsbündnis Katastrophenhilfe“):
https://www.zdf.de/service-und-hilfe/spendenaufruf-fuer-afghanistan-100.html
Die Initiative „Luftbrücke Kabul“ chartert mithilfe von Spenden Flugzeuge, um gefährdete Afghanen zu evakuieren:
– https://www.kabulluftbruecke.de/spenden/
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Ab 29.09. veranstalten wir wöchentlich Mittwochs eine Mahnwache für Afghanistan.
Ort: In der Herstallstraße vor dem DM
Zeit: 18-19 Uhr
Die Situation in Afghanistan darf jetzt nicht in Vergessenheit geraten! Den durch die Taliban bedrohten Menschen muss geholfen werden.
Die Bundesregierung muss ihre Versprechen, bedrohte Menschen zu evakuieren, wahr machen.
Die Mahnwache findet jede Woche um die selbe Zeit am selben Ort statt.
Bringt Schilder und Kerzen in Gläsern als Zeichen unserer Solidarität mit.
Hier ist ein Redebeitrag von Lara, einer Vertreterin der Global Movement for Peace in Afghanistan-Bewegung, von unserer Mahnwache vergangene Woche (07.10.), in welcher ihr Forderungen und Tipps findet, um euch weiterhin zur Situation in Afghanistan zu informieren:
„Liebe Freunde,
als Vertreterin der Global Movement for Peace in Afghanistan-Bewegung in Kooperation mit der Seebrücke Aschaffenburg danke ich Ihnen für Ihr Erscheinen. Ich möchte betonen, dass dies keine politische Veranstaltung ist. Wir vertreten keine politische Meinung, sondern stehen für positiven Frieden, Menschenrechte, Freiheit und Gerechtigkeit. Wir sind hier für die 38 Millionen Afghanen und Afghaninnen in Afghanistan.
Ich studiere seit 5 Jahre Jura und interessiere mich für Politik, aber heute stehe ich vor euch, um zu sagen, dass ich mein Vertrauen in die UNO verloren habe – ich habe mein Vertrauen in ihre Arbeit für Afghanistan verloren. Ich habe mein Vertrauen darin verloren, dass die Vereinten Nationen die Länder und Menschen nicht verantwortlich machen, die an der Zerstörung von Ländern wie Afghanistan beteiligt waren.
Aber ich fordere die Vereinten Nationen, deren Ziel der Frieden in der Welt ist, und die USA auf, Verantwortung zu übernehmen und ihre derzeitige Politik und Taktik in Afghanistan zu überdenken.
Ich werde auf einige rechtliche Punkte und anschließend auf konkrete Maßnahmen eingehen.
Afghanistan – unser geliebtes Afghanistan – kein anderer Name ist so sehr mit Krieg, Gewalt, Leid und vor allem mit vielen Opfern verbunden.
Gemeinsam sind wir hier gegen Gewalt, Krieg und TERROR in Afghanistan. Unser Volk wird zum Schweigen gebracht, aber es steht trotzdem auf! Sie setzen sich für Frieden, Freiheit und Sicherheit ein. Sie kämpfen gegen die bestehende Unterdrückung. Wir sehen Bilder von vertriebenen Familien, Folter und Vergewaltigungen von Afghanen. Menschen werden wegen ihres Glaubens, ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder ihrer Zusammenarbeit mit westlichen Staaten oder der früheren demokratisch gewählten afghanischen Regierung angegriffen und getötet.
Es wird fälschlicherweise behauptet, die Menschen in Afghanistan wollten die Taliban. Die Afghanen wollten sich verteidigen und kämpfen, aber sie waren nicht bereit und wurden allein gelassen. Genau deshalb müssen wir uns für sie einsetzen!
Wir müssen heute und morgen laut sein. Wir müssen den afghanischen Willen für Frieden, Freiheit und Einigkeit wecken. Den Geist der Menschlichkeit. Den Geist der Gerechtigkeit und den Willen für eine bessere Zukunft in Afghanistan!
Wir sind enttäuscht von den Regierungen, die für Demokratie, Freiheit und Menschen-rechte stehen. Sie haben in der Afghanistan-Politik nach langen 20 Jahren völlig versagt. Luftbrücken wurden viel zu spät eingerichtet. Die Menschen wurden nicht evakuiert. Es waren und sind falsche Prioritäten in 20 Jahren bis heute gesetzt. Die Konsequenzen aus diesen Versäumnissen sind wie folgt:
Menschen, die sterben! Menschen, die leiden! Menschen, die verhungern! Wir wollen gehört werden! Wir wollen, dass unsere Stimme für Afghanistan jedes Land der Welt erreicht. Jeder Afghane, der heute hier versammelt ist, hat Freunde und Familie in Afghanistan, die in Armut leben, die mit einem ungewissen Leben konfrontiert sind!
Die Zahl der Todesopfer geht nicht in die Hunderte, sondern in die Tausende von unschuldigen Menschenleben, die verloren sind. Von Säuglingen, kleinen Kindern, jungen bis hin zu alten Menschen – unschuldige Leben werden durch diese zugelassenen Völkermorde und Massaker in Afghanistan ausgelöscht. Heute, im Jahr 2021, haben die Terroristen brandneue Waffen und sind sogar stärker als noch 1996.
Was genau ist also passiert, seitdem die Taliban am 15. August 2021 die Macht übernommen haben?
Ich werde es euch sagen:
Die neuen Machthaber haben angeordnet, dass Frauen bis auf Weiteres ihren Berufen fernbleiben sollen, mit Ausnahme einiger weniger Berufe wie Ärztinnen. Musik ist unter der Herrschaft der Taliban verboten. Beliebte Fernseh- und Radiosendungen mit Musikwünschen des afghanischen Volkes sind verschwunden – von den Taliban verboten! Auch die Rechte der Frauen, eine starke Zivilgesellschaft und freie Medien gibt es nicht mehr.
Die Taliban, die in Afghanistan herrschen, haben Mädchen und Frauen von weiterführenden Schulen ausgeschlossen. In einer Erklärung zum bevorstehenden Schulbeginn wird betont, dass nur männliche Lehrer und Schüler aufgefordert werden, in die Sekundarschulklassen zurückzukehren, berichtet der britische Sender BBC.
Das sind Fakten, das ist die Realität des afghanischen Volkes – der afghanischen Frauen in Afghanistan.
Aber…
Unsere afghanischen Frauen erheben immer noch ihre Stimme. Unsere Heldinnen stehen auf und protestieren in mehreren Städten gegen die Unterdrückung durch die Taliban. Sie haben den Mut, den die internationalen Staaten nicht haben. Sie stehen auf, erheben ihre Stimme und setzen sich für die Menschenrechte und die Rechte der Frauen ein.
Die Taliban beachten diese Menschenrechte nicht. Sie schützen nicht den positiven Frieden! Sie dürfen ungehindert töten und alles tun, um unschuldige Menschen zu unterdrücken.
Dabei werden die Terroristen von den UN-Beobachtern nicht registriert! Wo sind sie? Niemand darf also von diesen Morden erfahren! Unser Schweigen unterstützt sie! Unser Schweigen zu Afghanistan ist gegen den eigentlichen Sinn des Weltfriedenstages, der erst vor Kurzem stattgefunden hat! Durch Schweigen werden alle Bemühungen der letzten 20 Jahre in den nächsten Wochen und Monaten zunichte gemacht.
Ich appelliere an Sie alle, und bitte Sie um Ihre Hilfe. Ich fordere die Medien auf, darüber zu berichten, dass das afghanische Volk mit einem Terrorismus enormen Ausmaßes zu tun hat. Bitte verbreiten Sie unsere Forderungen, die wie folgt lauten:
- Die gewaltsame Machtergreifung der Taliban in Afghanistan stellt einen Bruch des Weltfriedens dar und beruht auf keiner rechtlichen Legitimation. Deshalb müssen die Vereinten Nationen den Sicherheitsrat gemäß Artikel 39 der UN-Charta einberufen, um die Artikel 41 und 42 der UN-Charta unverzüglich zu aktivieren.
- Wir fordern die UNO auf, auf eine dringende Resolution zum Schutz des humanitären Völkerrechts zu drängen, um die Sicherheit des afghanischen Volkes zu gewährleisten, unabhängig von seiner ethnischen Zugehörigkeit, seinem Geschlecht und seinem Glauben.
- Eine unabhängige juristische Kommission der UNO muss die Rechtmäßigkeit des Doha-Abkommens untersuchen. Das „Doha-Abkommen“ zwischen dem UN-Mitglied USA (vertreten durch Zalmay Khalilzad) und den Taliban wurde ohne die Beteiligung der afghanischen Regierung ausgehandelt. Gemäß Artikel 6 der UN-Charta hat das UN-Mitglied USA beharrlich gegen die Grundsätze der Charta verstoßen. Das „Doha-Ab-kommen“ ist ein Verstoß gegen das Völkerrecht und sollte die gewaltsame Machtergreifung der Taliban in Afghanistan nicht legitimieren.
- Ab sofort muss eine unabhängige Kommission der Vereinten Nationen eingesetzt werden, die alle militärischen Aktivitäten anderer Länder in Afghanistan und insbesondere im Panjshir-Tal, in Kandahar und Daikundi wegen der zunehmenden Gewalt gegen Zivilisten überwacht.
- Länder, die direkt einen Stellvertreterkrieg in Afghanistan führen und daran beteiligt sind, sowie Länder, die das Taliban-Regime direkt oder indirekt offiziell anerkennen, müssen dem UN-Sicherheitsrat und der Generalversammlung eine rechtliche Rechtfertigung dafür liefern, warum sie mit Interventionen jeglicher Art in Afghanistan gegen das Völkerrecht verstoßen. Wir fordern eine Untersuchung der Intervention Pakistans in Afghanistan.
- Wir fordern die UN und ihre Mitgliedsstaaten auf, einen unabhängigen Untersuchungsmechanismus einzurichten, der die Menschenrechtssituation in Afghanistan regelmäßig und unabhängig überwacht und alle Verletzungen des humanitären Völkerrechts, insbesondere das brutale Vorgehen der Taliban im Panjshir-Tal, Kandahar und Daikundi untersucht, dokumentiert und sanktioniert.
- Wir fordern die Vereinten Nationen auf, nicht die Augen davor zu verschließen, dass Kinder, Frauen und die LGBTQ-Gemeinschaft in Afghanistan ganz offensichtlich diskriminiert werden und völlig aus dem öffentlichen Leben verbannt sind, ihnen der Zugang zu höherer Bildung verwehrt wird und sie von der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Ihre Rechte werden in dramatischer Weise verletzt! Sie brauchen Schutz! Mädchen muss Bildung gesichert und garantiert werden, zumal Frauen 48 % – also nahezu die Hälfte der Bevölkerung Afghanistans – ausmachen!
Unsere Eltern und Großeltern erzählten uns Geschichten über ihre Generation. Nun ist unsere Zeit gekommen, Geschichte zu schreiben. Denn wir haben die noch stärkere Macht der Medien, insbesondere des Internets und des Austausches an unserer Seite! Die Macht des Wortes.
Zusammen als Einheit können wir ganz konkret mitwirken:
• indem wir das Gespräch mit Politikern aufsuchen: Schreibt eurem Abgeordneten eine E-Mail oder noch besser einen Brief. Ruft an. Sprecht sie gezielt an. Dann können sie nicht wegsehen.
• Auch auf das Betreiben von Spenden sind die Menschen vor Ort in höchstem Maße angewiesen. Es kommt gerade auf jede noch so kleine finanzielle Unterstützung an.
• Informiert euch und sprecht mit Freunden und Familie über das Geschehen. Postet weiter auf sozialen Netzwerken. Wenn ihr euch unsicher seid über die Authentizität von Informationen, vertraut afghanischen Aktivisten und Aktivistinnen wie solchen unserer Global Movement for Peace in Afghanistan-Bewegung und – um einige aktive Individuen zu nennen – Omar Haidari, sowie der Journalist und Autor Emran Feroz vom DeutschlandFunk und die Journalistin Waslat Nasrat-Nazimi von der Deutschen Welle.
• Animiert Freunde und Bekannte dazu, an Protesten und Veranstaltungen wie der heutigen teilzunehmen und gestaltend mitzuwirken, um ein Zeichen zu setzen und dadurch auch die schlafende Politik zu erreichen.
Denn jede einzelne Handlung zählt! Unterschätzt keinesfalls die Macht eurer Handlungen. Sie können ausschlaggebend dafür sein, ein Licht am Ende des Tunnels aufleuchten zu lassen.
Liebe Schwestern und Brüder:
Wir müssen Seite an Seite, Schulter an Schulter für unsere Ziele eintreten. Lasst uns gemeinsam und geeint für Frieden und Gerechtigkeit in Afghanistan eintreten.
Zendabad Afghanistan! Frieden für Afghanistan – Nein zu den Taliban!“
Eine Rede von Lara Tahiri und Nesam Halim, Vertreter*innen der „Global Movement for Peace in Afghanistan“-Bewegung
Mehr Infos zum offenen Brief des Global Movement for Peace in Afghanistanan die UN findet ihr unter: https://www.yumpu.com/en/document/read/65884610/un-letter