Wir feiern 150 Jahre Schutzehe!

Verliebt.Verlobt.Verheiratet. Inspiration und Infos zur Schutzehe. Die Seebrücke AB und Attac AB-MIL freuen sich auf Pia Klemp am Freitag, 121.09.2025, 19:30 Uhr im Stern e.V.

Der seit vielen Jahren immer stärker werdende politische Weg nach Rechts in ganz Europa macht auch vor Deutschland nicht halt. Das Klima wird zunehmend rassistischer und nationalistischer, auch in Deutschland. Wo es vor ein paar Jahren noch hieß „Asyl ist Menschenrecht“ und „Ortskräften Asyl gewähren“ (z. B. aus Afghanistan) klingt nun ganz anders. Zum Beispiel Menschen aus Syrien, Afghanistan oder Menschen kurdischer Abstammung sind heute mehr denn je in Gefahr.
Menschen vieler anderer Herkünfte haben so oder so noch nie eine Chance auf einen legalen Aufenthalt gehabt.

Und trotz anderslautender europäischer Rechtsprechung schiebt Deutschland weiterhin „im großen Stil“ ab. Neo-faschistische Deportationsfantasien heißen nun „Remigration“ und werden immer salonfähiger.

150 Jahre Schutzehe in Deutschland – zwischen Mut, List und Solidarität
Ob für standesrechtliche Vorteile, den Erwerb von Ländereien, steuer- und finanzrechtliche Interessen, Königshäuser, Kirche oder Nationalstaaten – sie alle nutzten über Jahrtausende ihre Macht über die Ehe, um eigene Interessen zu verfolgen.
Erst mit der Entstehung von Nationalstaaten wurden Schutzehen ein Thema. In Deutschland wurde die Ehe erst im späten 18. Jahrhundert zu einer bürgerlichen Instanz.
Schon im deutschen Kaiserreich gab es binationale Ehen, wenn auch nicht besonders häufig. Damals wie heute bedeutete es aber: die Staatsangehörigkeit von Ehefrauen wurde von der Staatsangehörigkeit ihrer Männer vorgegeben. Die Einwanderung in das Land des Ehemanns war deutlich einfacher als umgekehrt. Sich im Heimatland der Ehefrau niederzulassen war, wenn überhaupt möglich, sehr schwierig. Heiratete aber eine deutsche Frau einen ausländischen Mann, so verlor sie ihre deutsche Staatsbürgerschaft. Dies ist heute glücklicherweise nicht mehr der Fall.

Rosa Luxemburg
Ende des 19. Jahrhunderts kamen zum Beispiel Jüdinnen, die in Russland diskriminiert wurden, über eine Heirat nach Deutschland. Rosa Luxemburg zum Beispiel wurde 1871 als Rozalia Luksenburg im polnischen Zamosc (es stand damals unter russischer Herrschaft) geboren. Um studieren zu können und politisch aktiv zu sein, ging sie nach Zürich.
Bald schon zog sie nach Deutschland weiter, um sich der damals bedeutenden Arbeiter*innenbewegung anzuschließen. Um der wahrscheinlichen Repression im Kaiserreich und Abschiebung wegen ihrer linken, politischen Arbeit, ihrer jüdischen Konfession und der russischen Staatsangehörigkeit vorzubeugen, beschloss sie, eine Schutzehe mit einem Deutschen einzugehen.

Schutzehen heute…
In deutschen Behörden heißt es, dass das „Eingehen einer Scheinehe von einem inneren Vorgang abhänge“. Damit ist der Wille gemeint, die Institution Ehe auszunutzen. Diese „inneren Vorgänge“ versuchen die Behörden mit einem konservativen, heteronormativen Idealbild einer „richtigen“ Ehe“ zu beweisen.
Deutsch-deutsche Ehen werden natürlich nicht auf dieses „Idealbild“ geprüft.
Doch was ist eine „Ehe“ anderes, wenn sie aus finanziellen Gründen geschlossen wird, weil man dadurch Steuern spart oder ein Kind unterwegs ist?

Pia Klemp, Aktivistin, Kapitänin und Antifaschistin, erzählt uns von den vielfältigen Hintergründen zu Schutzehen zu Zeiten des NS, der DDR und heute.
Und sie stellt sich der Frage aller Fragen: What’s love got to do with it???
Mehr Infos zur Schutzehe gibt es hier.

Die Seebrücke Aschaffenburg und die Regionalgruppe Attac Aschaffenburg-Miltenberg freuen sich auf diesen Abend und Pia Klemp.

  • Wann: Freitag, 12. September 2025, 19:30 Uhr
  • Wo: im Stern e.V., Platanenallee 1, 63739 Aschaffenburg

… und anschließend gibt’s Soli-Cocktails!